Unseren Newsletter-Abonnent:innen bieten wir in jedem Newsletter ein Spezialangebot an. Falls Sie daran interessiert sind, lohnt es sich, den Newsletter zu abonnieren: https://www.open-mind-academy.ch/newsletter
Newsletter 23. Juni 2021
Grüezi und guten Tag
Mit dem 2 wöchigen Newsletter der Open Mind Academy, möchten wir Themen kommunizieren, die gehaltvoll sind, eine Relevanz für die Zukunft einer Führungspersönlichkeit haben und deren Pfade noch nicht ausgetreten sind.
Das Thema Rhythmus gehört meines Erachtens zu den Themen, von denen wir im Unternehmenskontext noch wenig gehört haben. Dr. Daniel von Rüdiger – unser heutiger Gastautor – setzte sich im Rahmen seiner Promotion an der Kunstuniversität Linz mit der Thematik „Rhythmus in Arbeit, Film und Musik“ auseinander. Seine dokumentarischen Arbeiten wurden unter anderem im Martin-Gropius-Bau Berlin, Museum Rietberg Zürich und in der Queensland Art Gallery Brisbane ausgestellt. Für die Dauerausstellung des Museums der Kulturen in Basel produzierte er einen vielfach ausgezeichneten Dokumentarfilm über Rhythmus in der Arbeit von Selbstversorgern in Papua-Neuguinea.
Dr. Daniel von Rüdiger wird am 3. Swiss Social Collaboration Summit ein Key Note Vortrag darüber halten, warum es den Rhythmus braucht, um vom ICH zum WIR zu kommen und weshalb erst ein WIR bei indigenen Völker das Überleben sichert. Infos
Gerade in diesen unsicheren Zeiten sehnen wir uns nach Sicherheit – nach stabilen Ordnungen. Glücklicherweise sinken die Corona-Zahlen und wir merken wie die Normalität in unseren Alltag zurückkehrt. Dieser ersehnte Alltag ist von Struktur und Ordnung geprägt, was wir nicht selten auch als langweilige Routine erleben. Wenn das Leben langsam zurück findet stellt sich die bei einigen von uns die Frage: Ist dies nicht eine Gelegenheit Ordnungen zu überdenken an die wir uns gewöhnt haben ohne sie jemals zu hinterfragen? Wie können wir uns für die nächste unvorhergesehene Situation besser wappnen? Sicherlich ist es für beides bedeutsam das Chaos als produktives Element zu schätzen zu lernen!
Das Phänomen Rhythmus ermöglicht uns die Gegenpole Ordnung und Chaos wertfrei gegenüberzustellen. Das griechische Wort 𝜌𝜐𝜗𝜇𝜎𝜍 (rhythmós) verweist auf bipolare Verhältnisse die sich in ihrem Ausgleich gegenseitig befruchten. Die antike Auffassung des Rhythmusbegriffs bezog sich auf Zustände in der Natur wie z.B. Ebbe und Flut und Geburt und Tot, sowie die Möglichkeit diese wandelnden Strukturen auf die Künste zu übertragen. Somit nahmen wir vor einer Gestaltung von Mustern in Malerei, Architektur und Musik diese in der Natur wahr. In ihr machten wir Zyklen aus, die zu einer Vorstellung von regelmässigen Gesetzlichkeiten, natürlichen Ordnungen aber auch Chaos z.B. durch unvorhergesehene Krankheiten und Naturkatastrophen führten. Nicht zuletzt sind wir Menschen selbst rhythmisch organisiert. In wiederkehrenden Zeitabschnitten fühlen wir Hunger, Müdigkeit und andere Bedürfnisse, die in uns aufsteigen und von uns gestillt werden. Diese Zyklen unterliegen jedoch keiner mechanischen Ordnung wie ein Uhrenwerk sondern sind von natürlichen Schwankungen und unerwarteten Abweichungen geprägt. Diese Ungenauigkeit unterscheidet das Lebendige von einer mechanischen und digitalen Perfektion.
Es ist der Rhythmus der uns das Verhältnis von Chaos und Ordnung als interessantes Spiel aufzeigt. Die Ordnung benötigen wir um Erwartungen aufzubauen, mit denen wir uns synchronisieren können. Chaos sorgt für die nötige Abwechslung, um unsere Aufmerksamkeit aufrecht zu erhalten. Der ‚richtige‘ Rhythmus versteht diese beiden Dinge im idealen Verhältnis zu vereinen. Eine Auseinandersetzung mit dem Rhythmus lehrt uns ein unvorhergesehene Chaos nicht zu fürchten, sondern vielmehr als spannenden und bereichernden Teil des Lebens zu respektieren.
Im Rhythmus erleben Kontraste eine Symbiose. Dies ist auch im geschäftlichen Sinne essentiell. Auch dort gibt es Bipolaritäten, sei es Ausgaben / Einnahmen, Risiko / Sicherheit, und nicht zuletzt Ordnung / Chaos die es gilt, in ein richtiges Verhältnis zu bringen.
Chaos initiiert Veränderung, darin steckt sein produktives Potential. Es ermöglicht uns festgefahrene Ordnungen in Frage zu stellen. Das Verwerfen von Konventionen befeuert Kreativität und ist Kern jeder Erfindung. Ordnung ist wiederum essentiell um der Kreativität einen Rahmen zu geben, um sie zu strukturieren und ermöglicht unsere kreativen Erzeugnisse zu kommunizieren. Chaos und Ordnung sind, wenn rhythmisch gespielt, ein perfektes Team – in ihrem Zusammenspiel können wir sie zum ‚grooven‘ bringen!
Dr. Daniel von Rüdiger, Juni 2021