Salongespräch mit Günther Wagner (Bericht von Govinda Hiemer)
Villa am Park, Baden, 11.11.2019.
Gegenüber des Grand Casino, wo Menschen um Geld spielen, geht es an diesem Abend um etwas ganz Anderes. Günther Wagner, Top Voice auf LinkedIn und New Work Philosoph, erzählt in kleiner Runde vor ausgewählten Menschen über mindshift. Nachdem sich die Gäste nach und nach im Salon bei leckerem Essen, Getränken und liebevoll hergerichteten Snacks einfinden und kennenlernen geht es gesammelt in einen wunderschönen Saal.
Gleich zu Beginn dreht Günther Wagner im ersten mindshift die Vorstellung um und lässt die Gäste darüber mutmaßen, wer er denn ist und was ihn ausmacht. Erstaunlich treffsicher wird er intuitiv durch Vermutungen skizziert, dann geht er in Resonanz mit den Gästen. Um den Raum der Möglichkeiten praktisch zu nutzen geht er nicht nur in die Theorie, sondern es gibt auch praktische Übungen zum mitmachen. Diese zeigen eindrücklich wie ein mindshift nützlich angewandt werden kann. Erst wird ein Problem fixiert und die Anspannung wird spürbar, im zweiten Schritt wird das große Ganze gesehen und das Problem verschwindet. Zwischendrin werden Begriffe wie Theorie U und Schrödingers Katze eingebracht, und das zweite leibhaftige Erlebnis befreit Finger aus Händen. Oder Zwirn aus festgefahrenen Situationen. Oder beides, oder nichts, oder nichts von alledem. Und eine Frage bleibt bei mir hängen: Wie atme ich in Stresssituationen?
Es kommt die Frage auf wie Günther Wagner denn coacht. Für alle Coaches unter euch: es klingt ganz einfach. Erstens setzt er Anker, zum Beispiel Holzschwerter, die seine Coachees an das Coaching erinnern. Zweitens bietet er die Möglichkeit im asynchronen setting zeitnah Problemstellungen dann festzuhalten, wenn sie einen beschäftigen. Und als drittes Instrument empfiehlt er ein Führungstagebuch um Entwicklung erfahrbar zu machen. An dieser Stelle eine ernst gemeinte Frage an dich, liebe/r LeserIn: Kennst Du eine bessere Möglichkeit Entwicklung erfahrbar zu machen als ein Führungstagebuch? Wenn ja, so würde sich Günther Wagner sicher über diese Idee freuen, denn auch ihm ist Entwicklung wichtig. Gut erleben lässt sich dies in den Musterbrüchen, die er und seine Frau bewusst zuhause herbeiführen. Gelegentlich werden Sachen an neue Orte gestellt, auch mal mitten in den Weg. So können festgefahrene Muster immer wieder aufgebrochen werden und dies geübt werden. Denn zum Lernen gehören eben auch Verlernen und Umlernen dazu.
In einer weiteren körperlichen Übung durften die Schuhe ausgezogen werden, man fand sich auf dem Boden wieder und erlebte erneut, wie ein Fokus auf Probleme diese verstärkte. Im Gegenzug war nach einem weiteren mindshift die Lösung gefunden bevor man sich mit dem eigentlichen Problem auseinander setzte.
In einer Pause konnten die Gäste erstmal verdauen, was sie so erlebt hatten und weiter in Resonanz zueinander gehen. Dies tat gut und war nach einem solch intensiven ersten Teil auch nötig.
Getreu den Worten des Glücksministers von Bhutan “Was man zählt, zählt.”, zählt auch Günther Wagner auf, was eine Verhaltensänderung unterstützt. In diesem Fall handelt es sich um 5 R’s:
Relate – In einer Beziehung kann man gespiegelt werden und Erkenntnisse finden, die eine bewusste Veränderung oder Selbsterkenntnis vielleicht erst überhaupt ermöglichen.Repeat – Um Veränderung zu verinnerlichen bedarf es der Wiederholung. Reverse – Anstatt das Problem zu fixieren kann die Herangehensweise umgedreht werden. So ist es im Gesamtkontext vielleicht einfach kein Problem mehr.Reframe – In einem anderen Bezugsrahmen sehen Dinge ganz anders aus. Wer etwas ändern möchte kann dies durch einen Perspektivwechsel sehr gut erleichtern.Reshape – Und wenn all dies nicht hilft, dann sollte man unbedingt einen Blick auf die eigene Haltung werfen. Denn wenn sich nichts außer der Haltung ändert, so ändert sich alles.
Günther Wagner ging noch auf persönliche Erlebnisse aus seinem Leben ein und auf Erfahrungen aus bereits abgeschlossenen Coachings. Immer wieder ging es dabei um innere Konflikte, besonders ausgeprägt immer wieder in Managementpositionen zu finden, und um den Umgang damit. Es ging noch um Methoden und Mut, es gab eine Veranstaltungsempfehlung für die Ars Electronica in Linz und zum Abschluss noch eine weitere praktische Übung. Kämpfe, oder lege dich schlafen.
Der Abend klang noch mit weiteren Gesprächen, Snacks und Getränken aus. Meine Befürchtungen, eine LinkedIn TopVoice könne doch bloß Quatsch sein, wurden erfolgreich zerstreut. Danke an Günther Wagner, alle Gäste und Manuela Palla für diesen inspirierenden Abend.
PS: Ingo Stoll und Günther Wagner haben direkt vor dem Abend noch einen MoTcast aufgenommen.