Alice Rickert untersucht im Rahmen ihrer Dissertation an der Hochschule St. Gallen, wie sich die Entscheidungsprozesse von Führungskräften durch den Einsatz von KI verändern.
Führungskräfte, welche die Möglichkeiten der Technologien nutzen wollen, sollten sich aber nicht nur auf den Nutzen für die Belegschaft fokussieren, sonder auch ein Verständnis für die Funktionsweise, das Potenzial und der Grenzen der KI haben. Zudem werden folgende Eigenschaften und Kompetenzen wichtiger:
Kritisches Denken: Führungskräfte sollten Maschinen nicht blind vertrauen oder sich von vermeintlich schlüssigen Empfehlungen verführen lassen. Viel-mehr gilt es, die Ergebnisse kritisch zu hinterfragen und den Kontext der Ent-scheidung zu berücksichtigen.
Offenheit und Neugierde: Anstatt sich zu fürchten oder sich nur auf das Potenzial der KI zu konzentrieren, lohnt es sich, offen und neugierig zu sein. Dabei wird es wichtiger werden, die richtigen Fragen zu stellen. Die Antworten von Chat-GPT helfen dabei, auf neue Fragestellungen zu kommen. Dies fördert die Kreativität und die Innovationskraft.
Sich um Mitarbeitende kümmern: Führungskräfte sehen ihre Angestellten nicht nur als Arbeitskräfte, sondern bauen eine Beziehung zu ihnen auf. Sie entscheiden etwa nicht nur aufgrund der Produktivitätsdaten, sondern fragen Mitarbeitende zum Beispiel, wes-halb ihre Leistung abgenommen hat, und unterstützen sie.
Ethischer und moralischer Kompass: Gefragt sind Führungskräfte, die ein Sensorium für ethische und moralische Konflikte haben. Sie etablieren bei Bedarf neue Regeln, um einen ver-antwortungsbewussten Einsatz der Systeme sicherzustellen.
Mit Ungewissheit umgehen und den Überblick behalten: Managerinnen und Manager, die mutig unbekanntes Terrain betreten und sich nicht scheuen, mit Mehrdeutigkeiten umzugehen, bleiben auch in heiklen Situationen auf der Höhe ihrer Aufgabe. Sie haben klare Visionen, behalten den Überblick und können schnell zwischen Aufgaben wechseln.
Fähigkeit zur Selbstführung: Zukunftsfähige Führungskräfte leben nach ihren Werten, reflektieren ihre Entscheide, übernehmen Verantwortung und schwimmen auch einmal gegen den Strom. Sie brechen etwa ein KI-Projekt ab, wenn sich herausstellt, dass die Datenqualität nicht stimmt.
Führung werde im KI-Zeitalter fachlich und menschlich anspruchsvoller. Firmen suchten derzeit nach Wegen, damit Manager, die ihre Entscheide auf KI stützten, nicht zu falschen Schlüssen verleitet würden, sagt Rickert. Möglich ist etwa, dass Manager ihre Prioritäten aufschreiben, bevor sie die KI nutzen, oder die Schlussfolgerungen im Leitungsgremium nochmals kritisch hinterfragen. Entscheidend ist, dass sich Führungspersonen weiterhin für ihre Handlungen verantwortlich fühlen: Es sind nicht Maschinen, die Menschen führen und entscheiden, sondern Vorgesetzte.
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