Servant Leadership ist eine von Robert Greenleaf begründete Philosophie der Führung und ein etablierter Ansatz der Führungsforschung. Sie beschreibt das Wirken von Führenden als Dienst am Geführten, mithin als dienendes Führen im Gegensatz zum beherrschenden Führen.
Servant Leadership ist im deutschsprachigen Raum noch kaum verbreitet, es ist jedoch ein wachsendes Interesse an diesem Führungskonzept zu verzeichnen. So etwa im Rahmen der ebenfalls normativ getriebenen Diskussion um die adäquate Führung in neuen Arbeitswelten (New Work). Dabei zeigt sich, dass es Berührungspunkte zwischen Servant Leadership und der Förderung von Agilität in Organisationen gibt. Dabei müssen die Führungskräfte ihren Mitarbeitern nicht nur mehr Freiräume gewähren, sondern die Teams auf deren Nachfrage hin auch unterstützen sowie das Umfeld umsichtig gestalten.
Wir von der Open Mind Academy wollten uns dem Thema Servant Leadership praxisnah widmen und Emotionen erzeugen. Damit Lernen nachhaltig ist, benötigt es eine emotionale Verankerung. Diese haben wir geschaffen, indem wir uns einen halben Tag der Theorie eines „Servant Leaders“ gewidmet haben und einen halben Tag das Gelernte in einem Pflegeheim umgesetzt haben.
Unsere Gruppe traf auf 10 Pflegebewohnerinnen und wir haben ihnen unsere volle Aufmerksamkeit geschenkt. Die Damen konnten sich wünschen, was sie mit uns machen möchten. Wir haben gemeinsam gesungen, Hände und Rücken massiert, wir sind spazieren gegangen und haben einfach geredet. Ohne dass wir einander kannten, flossen die Worte – Lebensgeschichten wollte erzählt werden.
Wir zeigten volle Präsenz aus dem Herzen heraus. Wir nahmen uns als Person völlig zurück, haben aufmerksam zugehört, zeigten Empathie. Es war uns in erster Linie wichtig, dass die Bewohnerinnen sich wohl fühlten. Es folgte ein gestärktes Gemeinschaftsbewusstsein, denn unsere Haltung basierte auf einem positiven Menschenbild. Es ist eine dienende Lebenshaltung und eine ehrliche Orientierung am Gegenüber und am Gemeinwohl. Dienen im Sinne von Servant Leadership ist selbstlos. Gerade hier liegt das Lernpotenzial, denn es widerspricht den gängigen Erfahrungen von Mitarbeitern.
Damit Servant Leadership gelingt, braucht die Organisation einen grundlegenden Vorab-Wertekonsens bei allen Beteiligten. Und darum ging es im Theorieteil unserer Masterclass.
Unser Begleiter und Transformationsexperte Kaivalya Kashyap forderte uns heraus, sich erst einmal mit uns auseinanderzusetzen. Die Frage „Wer bin ich“ begleitete uns. Mit was identifizieren wir uns? Sind wir uns bewusst darüber, dass wir mehr sind, als nur ein Funktionsbeschrieb?
Wenn wir in Funktionen denken, begrenzen wir uns selbst. Wir verstecken uns hinter einer Identität, einer Rolle, einem Glaubenssatz.
Ein Servant Leader zu sein, heisst den Weg vom Selbst zum Selbstlos zu gehen. Aber wer oder was ist eigentlich genau dieses Selbst? Was hat uns auf unserem Weg geprägt?
Wir sind geprägt von unserer Wahrnehmung durch unsere Sinne. Wir haben beobachtet. Diese Beobachtungen wurden durch den Verstand verarbeitet und als Erinnerung abgespeichert. Diese Erinnerungen werden zu unserer Identität. Es geht darum, uns das bewusst zu machen, so dass wir unsere somit erzeugten Limitierungen aufbrechen können.
Der Weg dazu heisst: Den Weg ins Herz finden, denn Handlungen aus dem Herzen sind selbstlos und nicht kognitiv gesteuert.Akzeptanz – Dankbarkeit – Positivität
Ein wichtiger Aspekt auf dem Weg zum Servant Leadership ist es loszulassen. Wir halten an zu vielem fest, was für eine Organisation (und auch für die menschliche Entwicklung) nicht förderlich ist.Anhaftung heisst Begrenzung.
Key Learning aus dieser Masterclass:
- Zu lernen, wie man Verbundenheit mit Menschen erzeugt
- Sich auf die Dynamik einzulassen, die entsteht.
- Darauf vertrauen, dass ein Prozess sich entwickeln darf.
- Wertfreie Begegnung (Reflexion über die eigenen Filme, die im Kopf ablaufen)
- Erkennen, dass jeder Mensch eine Geschichte hat, die ihn prägt
- Mit dem Herzen zuzuhören, öffnet beim Gegenüber Schranken
- Es braucht gar nicht viel, um Menschen glücklich zu machen